04.10.19 | Pressemitteilung zur Neuausrichtung der Stahlindustrie


Die Stahlindustrie stellt im Saarland mehr als 13.000 Arbeitsplätze. Die gegenwärtige Stahlkrise trifft somit unmittelbar den Lebensnerv des Saarlandes.

Als saarländischer Chemie-Professor bin ich sehr besorgt über die aktuelle Bedrohung unserer Schlüsselindustrien. Dennoch plädiere ich dafür, nicht in „alt bewährten“ Technologien zu verharren – sonst verpassen wir den Anschluss – Die Fehler der Automobilindustrie dürfen nicht wiederholt werden.

Fakt ist leider, dass die Stahlindustrie mit 8 Millionen t pro Jahr fast für die Hälfte des saarländischen Kohlendioxid-Ausstoßes verantwortlich ist. Der saarländische Stahl wird mit etwa 1,6 t Kohlendioxid pro Tonne Stahl leider auch nicht viel klimafreundlicher produziert als in vielen anderen Teilen der Welt.

Als Chemiker bin ich mir sicher: Langfristig kann die saarländische Stahlindustrie nur überleben, wenn die Roheisen-Produktion vom klassischen Hochofenprozess auf das Direktreduktionsverfahren umgestellt wird. Kohle wird hierbei durch Wasserstoff ersetzt, welcher zunächst aus Erdgas und später auch aus elektrischem Strom gewonnen werden kann. Schon durch den Einsatz von Erdgas ließen sich die Kohlendioxidemissionen um zwei drittel senken. Die saarländische Stahlindustrie sollte sich hier zum Innovationstreiber in Deutschland entwickeln.

Staatliche Investitionshilfen sind hierfür zum gegenwärtigen Zeitpunkt sicher notwendig. Ich halte diese aber nur dann für gerechtfertigt, wenn die Investitionshilfen dazu verwendet werden, den CO2-Ausstoss erheblich zu senken. Die Investitionshilfen könnten von den Einnahmen aus dem Zertifikatehandel finanziert werden. Mit dieser Neuausrichtung der Stahlindustrie würden wir uns einen Wettbewerbsvorteil gegenüber billigem Importstahl sichern, der durch EU-CO2-Grenzabgaben verteuert werden muss.

Jetzt ist die Landespolitik gefordert, die dringend notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, die mutige Unternehmensentscheidungen ermöglichen, um den Standort hier langfristig zu sichern. Weitermachen wie bisher, mit kleinen, eher kosmetischen Verbesserungen reicht nicht mehr aus.

Saarbrücken, 4. Oktober 2019 | Prof. Dr. Gerhard Wenz

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