Grüner Direktkandidat verlangt Überprüfung der Ansiedlung von SVolt im Linsler Feld

Prof. Dr. Gerhard Wenz, grüner Direktkandidat im Wahlkreis 296 Saarbrücken, hatte diesen Sonntag 19.9.21 ein Treffen mit der Bürgerinitiative von Überherrn (vertreten durch die Sprecherin Ina Heß), die gegen die Ansiedlung von SVolt auf dem Linsler Feld ist. Zwei Milliarden Euro sollen in die Fabrikationsanlagen zur Produktion von Autobatterien investiert werden und am Anfang 200 später bis zu 2000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
 


 Prof. Dr. Wenz mit A. Konter vor dem Linsler Feld

Das Treffen wurde von Andrea Konter organisiert. Sie ist Förderschullehrerin, im Kreisvorstand der Bündnis90 / Die Grünen Saarlouis und unterstützt die Bürgerinitiative Freunde des Linsler Feldes. Sie hat Bedenken gegen den Standort von SVolt auf dem Linsler Feld: „Unser politisches Engagement gilt dem Schutz der Natur und einer lebenswerten Umwelt. Dass in der Gemeinde Überherrn, die bereits einen sehr hohen Flächenverbrauch (Industrie, Wohnen) hat, eine bis zu 250 ha große Fläche für einen Industriebetrieb auf dem schutzwürdigen Linsler Feld verbaut werden soll, ist aus ökologischen Gründen nicht vertretbar. Die Lebensqualität in der Gemeinde wird durch die zusätzliche Zerstörung der natürlichen Umwelt eingeschränkt und die Entwicklung des Tourismus im Bisttal wird leiden.”

“Wir müssen aber auch die Belange unserer Wirtschaft berücksichtigen. Die Grünen wollen den Industriestandort Saarland mit seinen vielen gut ausgebildeten Facharbeitern erhalten und unterstützen neue Dekarbonisierungstechnologien. Als Chemiker wünsche ich mir zudem, dass bei der Batterieherstellung das problematische Kobalt durch Eisen ersetzt wird. Nachhaltig hieße obendrein, verbrauchte Batterien im Werk zu recyclen.  Ich bin gegen weitere Flächenversiegelung und verstehe nicht, warum kein besserer Platz für SVolt gefunden wurde,” so Wenz.

Fragen nach den ökologischen Folgen blieben bei der Diskussion und Kommunikation bislang nicht ausreichend beantwortet. “Das Gebiet um das Bisttal ist eines der beiden wichtigen Trinkwassergewinnungsgebiete des Saarlandes. Eine weitere Versiegelung und der hohe Wasserverbrauch von SVolt würden zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führen. Von den eingesetzten Chemikalien der Batterieherstellung gehen große Risiken für das Grundwasser aus. Ein Konzept zum Schutz des Grundwassers vor Löschwässern bei Bränden fehlt. Bei Starkregen wird das Risiko für Überflutungen in der Bistaue durch das  das talwärts schiessende Oberflächenwasser stark erhöht. In Wadgassen sind große Schäden durch Überschwemmungen zu erwarten. Auch wirkt sich das Bisttal als Kaltluftschneise in Hitzeperioden positiv auf die Gesundheit der Bewohner des mittleren Saartals aus und das soll erhalten bleiben, “ so Adam Schmitt, Biologe, ehemals Leiter des Fachbereichs Gewässerökologie im Landesamt für Umweltschutz Saarbrücken.

Ronald Maltha, baupolitischer Sprecher für das Saarland im Bundesarbeitskreis Zukunftsfähige Raumordnung des BUND Deutschland dazu: “Als BUND im Saarland sprechen wir uns ganz klar gegen eine Bebauung des Linsler Feldes aus. Wir fordern eine institutionelle Verankerung der Nachhaltigkeit und eine Folgenabschätzung Nachhaltigkeit bei allen Bauvorhaben. Das Saarland hat bis heute keinen runden Tisch für Großprojekte und überrascht immer wieder Gemeinden, Anwohner und Umweltverbände mit solchen Planungen unter dem pauschalen Begriff Wirtschaftsförderung. Dabei kommen Klima-, Naturschutz und die Beteiligung der Anwohner oft erst spät in die Diskussion und oft erst durch Bürgerinitiativen und Umweltverbände. Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Klimaschutzplan unserer  Bundesregierung: Reduktion auf Netto-Null Flächenverbrauch bis 2050.”

Auch Klaus Kessler, ehemaliger Bildungsminister des Saarlandes und Kreisvorsitzender der Grünen in Saarlouis, kritisiert den Standort der aktuellen Planung: “Bereits in meiner Regierungszeit wurde die Aufstellung eines Landesentwicklungsplans gefordert, in dem sowohl ökologische, wasser- und energiewirtschaftliche und ökonomische Aspekte berücksichtigt werden. Der Flächenverbrauch im Saarland ist einer der größten in Deutschland. Deshalb sollten sollte man bei der Auswahl von Industriestandorten sehr sorgsam vorgehen. Vorrang vor der Erschließung von geschützten Naturflächen, muss die Nutzung von brachliegenden Industrieflächen haben. Die Genehmigung neuer Industrieanlagen muss zudem den Nachhaltigkeitsaspekt berücksichtigen. Dabei dürfen ökonomische Gesichtspunkte nicht gegen ökologische Erfordernisse ausgespielt werden.”

Wenz fordert auf Grund der Bürgerproteste eine Überprüfung der Standortentscheidung und mehr Transparenz von Seiten der Landesregierung im Entscheidungsprozess insbesondere die Freigabe aller einschlägigen Gutachten. Wenz fordert die Sanierung der Brachflächen in Ensdorf als Alternativstandort: “Unsere industrielle Vergangenheit muss bewältigt werden, sonst laufen uns die jungen Menschen weg. Deshalb bin ich für die Sanierung des Industriegeländes in Ensdorf für SVolt. Das Gelände erfüllt die geforderte Mindestgröße von 50 ha, ist komplett eben und bereits an das Schienen-, Straßen- und Elektrizitäts- und Wassernetz angebunden, ein Filetstück für ein industrielles Großprojekt.”